Kaum zu glauben, aber morgen geht die Zeit in der Diözese Aveiro schon zu ende. Zeit über ein paar Tränchen zu sprechen.
Nach dem tollen Abschiedsabend sind Swen und ich mit unseren Gastgebern nach hause gefahren. Swen ist ein sehr liebenswerter Pastor aus Gelsenkirchen, der bei der gleichen Familie untergekommen ist, bei der ich auch sein darf. Dass ich meinen Bericht für den 30. Juli mit dem Abend des 29. beginne, liegt daran, dass sich alles, was jetzt folgt, nach Mitternacht ereignet hat.
Kaum in der Unterkunft angekommen, müde und glücklich von dem vergangenen Tag, die Vision eines gemüdlichen Bettes mit der Perspektive, bis 8.30 Uhr endlich einmal ausschlafen zu können, vor Augen kommt die Frage unseres Gastvaters, ob wir nicht noch eine Flasche Bier zusammen trinken wollten. Die Bierflaschen hier sind sehr klein, die Zeit zum Ausschlafen noch lang – also warum nicht.
Kurz nach dem Öffnen der Flaschen wurden auch die Fotoalben geöffnet. Wir lernten anhand der Bilder die ganze Familie mit Kindern, Enkeln und Geschwistern kennen. Wir wurden Gäste der Goldhochzeit, hörten Anekdoten, erzählten Geschichten und haben Tränen gelacht. Ganz nebenbei zeigte sich, dass die kleinen Fläschchen wohl noch ihre Freunde mitgebracht hatten. Alles in allem war die Nacht zum Ausschlafen am Ende genau so kurz wie die Nächte davor auch.
Der Vormittag gehörte ganz der Gastfamilie. Nach dem Frühstück wurden wir zu einer Rundfahrt durch die Umgebung eingeladen. Höhepunkt war der Besuch der Kirche Mariä Himmelfahrt. In der Kirche hatte gerade eine Gruppe aus Kanada ihre Messe gefeiert und strömte nun nach draußen. Das war allerdings nicht der Grund weshalb wir diese Kirche besucht haben. Der eigendliche Grund war, dass in dieser Kirche unsere Gasteltern getauft wurden.
In der Zeit, in der wir unterwegs waren, hatte Lurdes ein köstliches Mittagessen vorbeteitet. Alle Zutaten stammten aus dem eigenen Garten. Alle? (ASTERIX-Fans werden bei dieser Rückfrage in ähnlicher Form aufmerksam werden) Ja, alle, inklusieve des Hahns, der von nun an die Bewohner nicht mehr aus dem Schlaf reißen kann. Wir haben ihm keine Träne hinterher geweint.
Um 14 Uhr haben wir uns dann mit dem Bus auf den Weg nach Aveiro gemacht, um dort mit allen Gästen des Bistums die Abschlussmesse auf einem großen Platz am Ende des Kanals zu feiern. Das Weltjugendtagskreuz und der Bischof sind wie nicht anders zu erwarten mit zwei Booten auf dem Kanal angekommen. Zahlreiche Fahnen ergaben zusammen mit etwa 5000 jungen Menschen einen wunderschönes Bild und einen tollen Rahmen, um dort die Messe zu feiern. Trotz der vielen Menschen herrschte eine aufmerksame Stille. Eine fantastisch Stimmung, die vielleicht dem ein oder anderen auch ein Tränchen entlockt hat.
Zurück in unserer Unterkunft erwartete uns wieder ein reich gedeckter Tisch. Soll niemand sagen, ein WJT verändert die Teilnehmer nicht, die Waage lügt nicht.
Jetzt heißt es also endgültig Abschied zu nehmen: Von den herzlichen Gastgebern, den bequemen Betten, den frei verfügbaren Toiletten und Duschen, der Privatsphäre eines abgeschlossenen Raumes und der überschaubaren Zahl von Menschen.
Vielen Dank Aveiro!